Eine Niereninsuffizienz kann erstmal jedes Tier mit Nieren betreffen, da sie bei allen theoretisch Probleme machen können.
Besonders Katzen neigen zu chronischer Niereninsuffizienz, aber auch Hunde durch beispielsweise die Leptospirose können eine akute Niereninsuffizienz bekommen. Dies bedeutet erstmal, dass die Niere nicht mehr so funktionieren kann wie sie es eigentlich sollte. Beim chronischen Verlauf besteht die Insuffizienz über einen langen Zeitraum, während im akuten Verlauf die Funktion sehr schnell stark eingeschränkt ist, ob davon Folgeschäden zurück bleiben ist sehr individuell und von der Ursache und dem Beginn einer Therapie abhängig.
Die Niere hat mehrere wichtige Aufgaben im Körper. Sie filtert das Blut, sodass wichtige Stoffe wie Eiweiße (Proteine) und Blutzellen nicht verloren gehen, reguliert den Elektrolythaushalt und scheidet gleichzeitig auch die sogenannten harnpflichtigen Stoffe aus. Diese sind Giftstoffe, die der Körper über den Urin loswerden kann. Die Niere sorgt außerdem für die Produktion bestimmter Hormone, die für die Blutdruckregulation und die Produktion der Erythrozyten, also der roten Blutkörperchen, zuständig sind.
Wenn die Niere also nicht mehr richtig funktioniert, bleiben giftige Stoffe (urämische Toxine) im Blut, gleichzeitig gehen aber unter anderem wichtige Proteine u.a. verloren und die Hormonproduktion gerät in ein Ungleichgewicht. Auch Wasser geht vermehrt verloren, weshalb die Tiere größere Mengen Urin absetzen und dafür auch mehr trinken, um diesen Verlust auszugleichen. Durch die zurückbleibenden Giftstoffe wird den Tieren übel, was zu vermindertem Appetit und damit zur Gewichtsabnahme führt. Auch Erbrechen und Abgeschlagenheit können Symptome einer Nierenerkrankung sein.
Wenn eine Niereninsuffizienz eine Möglichkeit zur Erklärung vorliegender Symptome ist, gehört als erstes eine Blutuntersuchung zur Diagnostik. Darin gibt es einen Früherkennungsparameter (SDMA), später steigen auch Kreatinin Harnstoff und Phosphat an. Die beiden Nieren können sehr viel erstmal ausgleichen, daher sind Symptome erst sichtbar, wenn 70% der Nieren nicht mehr arbeiten.
Zum weiteren Staging, also Einschätzen wie weit die Niereninsuffizienz bereits vorangeschritten ist, gehört eine Urinuntersuchung, da darüber geschaut werden kann, ob die Niere bereits Protein über den Urin verliert. Auch ein Ultraschall kann zur Diagnostik gehören, da dort die Nieren beurteilt werden können und beispielsweise Tumore sichtbar gemacht werden können. Da die Nieren an der Blutdruckregulation beteiligt sind und Bluthochdruck die Nieren schädigt, sollte auch immer der Blutdruck gemessen werden.
Eine Therapie hängt generell von der Ursache ab. Es können beispielsweise Blutdrucksenker eingesetzt werden, wenn dieser zu hoch ist. Besonders wichtig ist das Futter, das auf ein spezielles Futter für nierenkranke Tiere umgestellt werden sollte. Dieses enthält bestimmte hochwertige Proteine und weniger Phosphat. Abhängig von den Blutergebnissen muss auch noch ein Phosphatbinder hinzugegeben werden. Da die Tiere meist weniger Appetit haben und sie Protein über die Nieren verlieren, sind die Futter außerdem kalorienreich, damit der Energiebedarf auch bei kleineren Portionen gedeckt werden kann. Ein geeignetes Futter sollte immer mit einem Tierarzt oder einer Tierärztin ausgesucht werden. Auch Infusion kann zur Therapie dazu gehören.
Die Niereninsuffizienz kann sehr unterschiedlich ausfallen und je nachdem wie früh eine Nierenerkrankung festgestellt wird, desto länger kann man einen guten Zustand des Tieres halten. Bei der chronischen Niereninsuffizienz der Katze gibt es beispielsweise keine Heilung, man kann nur versuchen die Nieren möglichst zu entlasten und eine möglichst gute Lebensqualität beizubehalten. In manchen Fällen geht das über Monate und Jahre gut, in anderen geht es plötzlich deutlich bergab. Bei einem akuten Verlauf ist die Prognose abhängig von der Ursache und ob diese behoben werden kann. Die Leptospirose, die bei Hunden ein Leber- und Nierenversagen verursachen kann, endet zum Beispiel meist tödlich. In jedem Fall sollte immer mit dem Tierarzt oder der Tierärztin regelmäßig gesprochen werden, die Kontrollen (mit Blut etc.) regelmäßig durchgeführt werden und ein besonderes Augenmerk auf die Lebensqualität gesetzt werden. Individuell muss bei diesem Thema auch über die Euthanasie gesprochen werden.
Um Veränderungen der Organe frühzeitig zu bemerken raten wir bei älteren Tieren jährlich eine Blutuntersuchung durchzuführen, um frühzeitig gegensteuern zu können. Bei symptomatischen Tieren sollte ebenfalls eine Blutuntersuchung durchgeführt werden.